Kompetenzen

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Im Doerner Institut sind die Kompetenzen vieler verschiedener Berufsgruppen vertreten. Es ist in der Dichte und Vielfalt dieser Bündelung deutschlandweit einzigartig. In enger, fachübergreifender Zusammenarbeit werden hier praktische Museumsarbeit und Forschung vereinigt. 

Hier wollen wir Ihnen nun unsere Arbeitsfelder und Spezialgebiete vorstellen. Über die erweiterten Links erfahren Sie vertiefende Informationen zu dem jeweiligen Begriff.

Festigung der Malschicht eines Gemäldes von Kerstin Brätsch
Festigung der Malschicht eines Gemäldes von Kerstin Brätsch

Die Erhaltung der umfangreichen Bestände der Pinakotheken, des Museum Brandhorst, der Sammlung Schack und der 12 Staatsgalerien steht im Zentrum unserer Tätigkeit. Mit langfristig ausgerichteten Strategien bewahren wir 30.000 Kunstwerke vom 14. Jh. bis zur Gegenwart. Der Fokus liegt hierbei stets auf dem Substanzerhalt und der Schadensprävention. Die Sammlungs- und Ausstellungsbetreuung durch die Restaurator:innen stützt sich dabei auf regelmäßige Zustandskontrollen und das Monitoring von Alterungsprozessen an den Kunstwerken. Als präventive Maßnahme am Kunstwerk werden Bewahrungskonzepte erarbeitet, die sowohl das Material von Verpackung als auch die Lagerung einschließen. In enger Zusammenarbeit mit der Präventiven Konservierung und der Museums- und Ausstellungstechnik werden auf diese Weise die Umgebungsbedingungen für die Werke in den Ausstellungsräumen, den Museumsdepots sowie bei Kunsttransporten optimiert.
Aktive Konservierungsmaßnahmen stabilisieren die originale Substanz. Sie ermöglichen damit oftmals erst die Präsentation fragiler Kunstwerke und sichern deren Erhalt für nachfolgende Generationen. Ein kenntnisreicher und wohlüberlegter Umgang mit traditionellen sowie modernen Konservierungsmaterialien und die wissenschaftliche Weiterentwicklung von Konservierungstechniken sind dafür Voraussetzung.
Dokumentation ist eine wesentliche Grundlage für die Erhaltung. Gerade im Bereich der modernen und zeitgenössischen Kunst sowie der Neuen Medien (Time Based Media) sind umfassende Dokumentationen und Künstlerinterviews zentraler Bestandteil der konservatorischen Praxis.

Restaurierung eines Florentiner Tafelgemäldes
Restaurierung eines Florentiner Tafelgemäldes

Restaurierung umfasst alle Maßnahmen, die beschädigte, veränderte und in ihrer ästhetischen Erscheinung oder inhaltlicher Aussage beeinträchtigte Kunstwerke wieder erfahrbar machen. Sie sucht Wirkung und Lesbarkeit von Kunst wiederherzustellen und ist zugleich dem Quellencharakter der Werke in ihrer Eigenschaft als geschichtliche Dokumente verpflichtet.
Diese ästhetischen und historischen Werte erfahren jedoch unterschiedliche Gewichtung bei der Vielfalt der rund 30.000 Kunstwerke der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Ihr Ursprung war eine Gemäldegalerie, verbunden mit einer bedeutenden Sammlung historischer Rahmen. Seit dem 19. Jahrhundert bereichert durch Skulpturen und Plastiken, erfolgte in den vergangenen Jahrzehnten ein umfangreicher Sammlungszuwachs im Bereich der modernen und zeitgenössischen Kunst sowie der Fotografie.
Wesentliches Ziel bei der  Restaurierung von Gemälden ist die Lesbarkeit des Bildmotivs und die Ästhetik. Die Restaurierung von Rahmen fokussiert meist auf deren Mittlerrolle zwischen Bild und Umgebung. Bei zeitgenössischen Installationen und Neuen Medien hingegen steht oftmals die Erhaltung des Konzeptes oder der Funktion im Vordergrund.
Eine umfassende kunsttechnologische Untersuchung ist Grundlage jeder größeren Restaurierung. Bei der Konzeptfindung wird keine normierte Herangehensweise verfolgt, vielmehr gehen restauratorischen Maßnahmen stets vielschichtige Entscheidungsprozesse zur Konzeptfindung voraus. Diese werden auch mit Kurator:innen und Naturwissenschaftler:innen im interdisziplinären Verbund diskutiert.
Ebenso wie die Wahrnehmung des Originals in seinem Alterungszustand sind auch Restaurierungen in eine kulturelle Tradition und einen zeitlichen Kontext eingebunden. Die reiche Restaurierungsgeschichte der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen spiegelt das anschaulich wider. Am Doerner Institut werden Restaurierungen systematisch vor dem Hintergrund moderner konservierungswissenschaftlicher Erkenntnisse und restaurierungsethischer Ansätze reflektiert und durchgeführt.

Modell einer Lichtsimulation für den Rubens-Saal in der Alten Pinakothek
Modell einer Lichtsimulation für den Rubens-Saal in der Alten Pinakothek

Die Präventive Konservierung bündelt eine Vielzahl indirekter auf den dauerhaften Erhalt des Kunst- und Kulturguts ausgelegte Maßnahmen. Durch die Schaffung von geeigneten Raumhüllen, die Optimierung der Umgebungsbedingungen oder die Verbesserung von Transport- oder Lagerungsprozessen trägt sie nachhaltig zur Bewahrung ganzer Sammlungsbestände und Gebäudekomplexe bei. Das in der Präventiven Konservierung grundlegende Risikomanagement mit einer ganzheitlichen Analyse und Bewertung sämtlicher Risiken macht sie zu einem effektiven und dauerhaft ökonomischen Werkzeug, um Schäden und direkten Eingriffen an einzelnen Kunstwerken vorzubeugen. Fächerübergreifend bindet die Präventive Konservierung alle mit dem Erhalt von Kulturgut Betrauten verantwortlich ein.

Einer langen Tradition folgend wurde die Präventive Konservierung 2004 als eigenes Spezialgebiet am Doerner Institut etabliert. Wegen des breiten Aufgabenspektrums ist die fächer- und häuserübergreifende Zusammenarbeit mit Kunsthistoriker:innen, Restaurator:innen, Museums- und Ausstellungstechniker:innen aber auch mit Betriebstechnik und Verwaltung ein wesentliches Merkmal einer nachhaltigen Erhaltungsstrategie.

Das Team der Präventiven Konservierung ist für die fünf Münchner Museen sowie für die zwölf Staatsgalerien in Bayern zuständig. In Zahlen übersetzt bedeutet diese Gebäudevielfalt: auf über 35.000 m² Ausstellungsfläche sind mehr als 30.000 Kunstwerke zu bewahren, auszustellen und etwa zwei Millionen Besucher:innen jährlich zugänglich zu machen.

Einhausung von Peter Paul Rubens`"Großes Jüngstes Gericht" in Vorbereitung einer Sanierungsmaßnahme in der Alten Pinakothek
Einhausung von Peter Paul Rubens`"Großes Jüngstes Gericht" in Vorbereitung einer Sanierungsmaßnahme in der Alten Pinakothek

Im Team der Museums- und Ausstellungstechnik arbeiten Fachleute verschiedener technischer Berufe zusammen und werden immer dort aktiv, wo Kunstwerke bewegt, gelagert oder präsentiert werden.
Neben dem Art Handling, zählen das Verpacken und der Transport der Werke zu den Aufgaben der Abteilung, welche folgerichtig auch die Betreuung der Depots mitsamt der Standortverwaltung übernimmt. Eine weitere Kernkompetenz ist die Entwicklung verschiedener Konzepte zur Sammlungspräsentation. Dank der hauseigenen Schreinerei können die erarbeiteten Lösungen in den meisten Fällen hausintern umgesetzt werden. Dies gilt ebenso für Sonderausstellungen, an deren Umsetzung die Museums- und Ausstellungstechnik in vielfältiger Weise bei der Planung sowie beim Auf- und Abbau eingebunden ist.
Ein wesentlicher Baustein für den langfristigen Erhalt der Kunstwerke ist die Sammlungspflege, die als kontinuierlicher Prozess für sämtliche Museen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in enger Abstimmung mit den Restaurator:innen durchgeführt wird.

Raman-Spektroskopie an einer historischen Farbkarte
Raman-Spektroskopie an einer historischen Farbkarte

Am Doerner Institut werden Gemälde mit modernsten bildgebenden und materialanalytischen Spezialtechnologien untersucht und analysiert. Bildgebende Verfahren, die in enger Zusammenarbeit mit den Fotograf:innen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen angewandt werden, erlauben es, zerstörungsfrei Informationen über Unterzeichnungen und Kompositionsänderungen vor und während des Malens zu erhalten, Übermalungen späterer Jahrhunderte und restaurierungsgeschichtliche Veränderungen zu erkennen sowie den Erhaltungszustand eines Werkes genauer zu beurteilen. Dabei werden non-invasiv auch erste Erkenntnisse über die verwendeten Farbmittel erhalten. Für eine genauere Identifizierung aller originalen oder späteren Materialien eines Werkes sowie die Aufklärung des Schichtaufbaus einer Malerei ist in der Regel aber minimalinvasiv die Entnahme weniger, sehr kleiner Proben, häufig als Querschliffe, erforderlich. Mit einem breiten Spektrum an sich ergänzenden röntgenanalytischen, chromatographischen und spektroskopischen Methoden der Materialanalytik lassen sich historische und moderne Pigmente und Bindemittel, Firnisse, moderne Restaurierungsmaterialien und vieles mehr vollständig und genau identifizieren.

Ernst Ludwig Kirchner, "Akt auf Rollbett" (1910), Rückseite von "Zirkus (Zirkusreiterin)" (1913)
Ernst Ludwig Kirchner, "Akt auf Rollbett" (1910), Rückseite von "Zirkus (Zirkusreiterin)" (1913)

Forschungen auf dem Gebiet der Kunsttechnologie gehören seit Gründung des Institutes zu seinen Kernaufgaben. Die Rahmenbedingungen dafür sind an den Pinakotheken einzigartig: So erfolgt die enge Zusammenarbeit und der interdisziplinäre Austausch zwischen unseren Restaurator:innen und Naturwissenschaftler:innen und den Kunsthistoriker:innen und Fotograf:innen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen auf kürzestem Wege und direkt im Herzen unserer reichen Sammlungen. Am Haus stehen sowohl breite fachliche Expertise als auch Spezialtechnologien für naturwissenschaftliche Untersuchungen auf hochmodernem Stand zur Verfügung. Die Handakten des Instituts beherbergen eine umfangreiche Untersuchungsdokumentation für wissenschaftliche Vergleiche. Die Themenstellungen kunsttechnologischer Forschungen sind äußerst vielfältig, da sie sich um alle Aspekte von Techniken, Materialien und deren Alterung sowie Künstlerpraxis drehen (mehr dazu unter Projekte). Die gewonnenen Erkenntnisse fließen regelmäßig in Bestands- und Ausstellungskataloge sowie andere wissenschaftliche Publikationen, die Konzeption von Restaurierungsmaßnahmen und die öffentliche Vermittlung ein. Außerdem ermöglicht das gesammelte Wissen auch das Erkennen von Fälschungen - hier agiert das Doerner Institut mit der Erstellung von Echtheitsgutachten beratend und gutachterlich als Clearingstelle in strittigen Fällen.

Führung zur Restaurierung von Sandro Botticellis Beweinung in der Alten Pinakothek
Führung zur Restaurierung von Sandro Botticellis Beweinung in der Alten Pinakothek

Viele unserer Tätigkeiten finden hinter den Kulissen des öffentlichen Museumsbetriebs statt. Um die vielfältigen Aspekte unserer Arbeit sichtbar zu machen und die Museumsbesucher:innen für die Bewahrung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren, ist uns die öffentliche Vermittlung ein wichtiges Anliegen. So werden wichtige aktuelle Restaurierungen in Vorträgen, Themenführungen oder im Rahmen von Ausstellungen regelmäßig vorgestellt. Seit 2018 bietet der jeweils im Oktober stattfindende Europäische Tag der Restaurierung dafür einen festen Rahmen. Die spannenden Ergebnisse der kunsttechnologischen Forschungen fließen bereits seit 25 Jahren immer wieder in Ausstellungspräsentationen und –katalogen ein, die ergänzend zur kunsthistorischen Betrachtung Aspekte von Herstellungstechniken, Künstlermaterialien und deren Alterung oder neue Erkenntnisse zu Werkprozessen und der individuellen Arbeitsweise von Künstler:innen näher beleuchten.

Historische Restaurierungsunterlagen
Historische Restaurierungsunterlagen

Die sorgfältige Dokumentation von Restaurierungsmaßnahmen und kunsttechnologisch-naturwissenschaftlichen Untersuchungen gehört seit langem zu den Standards unserer Arbeit. 
Im Aktenbestand der naturwissenschaftlichen Abteilung sind Informationen zu über 7.000 Kunstwerken der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und anderer Museen weltweit gesammelt. Die Dokumentationen zu den bildgebenden und materialanalytischen Untersuchungen reichen bis in die frühen 1950er Jahre zurück. Die dort ebenfalls archivierten Querschliffproben werden bei aktuellen Forschungsprojekten immer wieder für Nachuntersuchungen mit modernen Methoden herangezogen. 
Die Restaurierungsabteilung kann für etwa 10.000 Werke aus dem eigenen Sammlungsbestand auf bereits vorhandene Handakten zurückgreifen, von denen die ältesten aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen. Diese Berichte bilden eine unverzichtbare Grundlage für die Entwicklung aktueller Konservierungs-/Restaurierungskonzepte, indem sie Einblick in frühere Restaurierungsmaßnahmen und –techniken geben. Sie sind zudem wertvolle Quellen für Forschungen zur Geschichte der Gemälderestaurierung an den Münchner Pinakotheken. 
Der Zugang zu den Dokumentationsbeständen kann für wissenschaftliche Arbeiten und in Einzelfällen gewährleistet werden (siehe FAQ-Häufig gestellte Fragen).

Historische maltechnische Versuche von Prof. Max Doerner
Historische maltechnische Versuche von Prof. Max Doerner

Das Doerner Institut verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Malmaterialien aller Art, diversen Künstlernachlässen und maltechnischen Versuchen aus der Geschichte des Institutes. Sie enthält mehrere Tausend historische und moderne Farbmittel in Reinform, darunter auch ein Teilset der Forbes Pigment Collection des Straus Center for Conservation and Technical Studies der Harvard Art Museums. Die Sammlung organischer Bindemittel umfasst neben historischen und modernen Wachsen, Ölen, Gummen, Proteinen und synthetischen Polymeren insbesondere auch viele Harze aus aller Welt sowie diverse Teere und Peche.

Mehrere hundert Versuchstafeln und verschiedenste maltechnische Rekonstruktionen, teilweise noch von Prof. Max Doerner stammend, dokumentieren die kontinuierliche Beschäftigung des Institutes mit Fragen der Verwendungseigenschaften und Stabilität von Farbmaterialien aller Art. Wichtige Realia sind auch Künstlernachlässe (beispielsweise von Toni Roth, Fritz Winter, Lothar Günther Buchheim u.v.m.) mit vielen hundert historischen Tubenfarben, Farbmusterkarten und Arbeitsmitteln, die unschätzbare Referenzen für die kunsttechnologische Forschung darstellen.

Als Besonderheit beherbergt das Doerner Institut auch ein Teilset der Martius-Pharmakognosie-Sammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die v.a. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von zwei Generationen der Familie Martius (Professoren für Pharmazie, Pharmakognosie oder Botanik) gesammelt wurde.  Diese enthält wertvolle, weil natürlich gealterte Referenzmaterialien, wie zum Beispiel Naturharze.